Als die Farbe zu den Hügeln kam

 

Wir aus dem Hause Falia haben in der Regel ein gespanntes Verhältnis zu unserem Prinzen. Schließlich hat er auch mein Mündel nicht geheiratet, sondern so eine blutjunge, billige ... nein, das auszusprechen wäre nicht recht. Aber einmal in seinem Leben tat er wirklich etwas Nützliches, wirklich.

 

Es war zu einer Zeit, welche die Oberwelt so ca. 1810 beziffert, als unser Prinz sich wieder einmal da zu schaffen machte. Naja, vermutlich wollte er einfach wieder nur den Wein und die anderen Vorzüge dort genießen und so schlenderte er durch ein Städtchen und sah ein Wirtshaus.

 

Die Kerzen und der Duft von gutem Essen luden ihn geradezu ein und er konnte nicht widerstehen. Es war für diese Zeit eine gepflegte Stätte und so trat er ein. Er sah sich um und bemerkte einen älteren Herrn mit leicht wirren Haaren und ausgeprägter Nase, um den sich einige typische Speichellecker scharrten.

 

Achselzuckend suchte er sich einen freien Platz, bestellte etwas zu essen und, wie es seine Gewohnheit war ... die Weinkarte einmal rauf und runter. So etwas dauert natürlich und zu fortgeschrittener Stunde waren nur noch er und dieser ältere Herr übrig.

 

Dieser kam jetzt an seinen Tisch und fragte, ob er sich zu ihm gesellen könne, denn die Nacht wäre noch jung und er wolle nicht alleine am Tische hocken. Warum, dachte unser Prinz, und machte eine einladende Geste, dabei schob er die Teller und Schüsseln seines Gelages ein wenig beiseite, damit der Fremde Platz hätte.

 

Dieser fragte: "Wer seid ihr, ich habe euch hier in der Gegend noch nie gesehen?"
"Ein Durchreisender, und Ihr?"
"Ach ich arbeite für die Stadt und heiße Johann, Johann Wolfgang"
"Na dann, Wolle, ich bin Arkan, willste noch was trinken?"
Und so nahm eine lustige Konversation ihren Anfang, denn auch Wolle war weit herum gekommen.

 

Als die Beiden wieder einmal über ihre eigenen Witze am lautesten lachten, kippte unser Prinz seinen Wein um und sah zu, wie sich das Rot des Weines über die weiße Tischdecke ergoss und mit einigen Sprenkeln seines vorherigen Mahles mischte, also dem Braun der Soße und dem Grün des Kohlgemüses. Wieder mussten die Beiden lachen, vermutlich über das säuerliche Gesicht des Wirtes.

 

"Weisch du, dass grün und braun schinn alles Faarben, die sich mischen lassen und je nach dem wi du szie mischt, hic, wird wass aneres drauss"
Uhhh, Wolle hatte wohl schon einen im Tee.
"Ja, ja" kam nur von unserem Prinzen.
"Nee wirklich, wir zwei gehen jetzt zu mir, isch hab da noch ein paar Flaschen eines wirklich guten Roten und dann zeig ich dir, dass ich mehr als 100 Farbschläge mischen kann."
Die Aussicht auf den Wein ließ unseren Prinzen selig lächeln.

 

So wankten sie in Wolles Haus und weckten vermutlich die halbe Stadt. Dort angekommen, köpften sie erstmal 2 Flaschen und dann öffnete Wolle seine Farben und sie matschten herum, ein Vergleich fällt mir hier schwer.

 

Als es dem Morgen graute, verabschiedeten sich die zwei wie beste Freunde, und Wolle gab ein Doppel aller Farbkarten an Arkan. Er hat Arkan nie wieder gesehen, aber noch oft an ihn gedacht.

 

Nach dem er seinen Kater auskuriert hatte, nahm er die Farbkarten, die ihm geblieben waren, ordnete diese und schrieb die Gesetzmäßigkeiten auf. Dieses Werk malträtierte die Schüler seitdem, da diese mindestens einmal in ihrem Kunstunterricht die "Karten" nachmalen müssen.

 

Als unser Prinz wieder zu Bewusstsein kam, schaute er auf die vielen Farbkarten in seiner Hand und drehte sie im Licht. Beim Blick aus seinem Fenster sah er das Leben auf der Straße, aber alle hielten sich an grün und braun. Sein Blick schweifte wieder auf das leuchtende gelb in seiner Hand, die Rot-Varianten und auch blau. In diesem Augenblick entschied er, dass die Farben in das Volk gehören, da sie viel besser die Mentalität des Hügelvolkes ausdrücken konnten als braun ... und seit diesem Ereignis haben die Farben Einzug unter die Hügel genommen.

 

... wie gesagt, dies ist das Einzige, dass man ihm zu Gute halten kann.

 

Ende

 

Als die Farbe zu den Hügeln kam
Manu f'dearg'gabro
Manuela Theißen

 

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Stand:26.01.2012