Es war ein ruhiger Tag im prächtigen Palast der Familie e'dhelcú. Träge wälzte der Sereg'ran seine tiefroten Fluten an dem herrlichen Gemäuer vorbei, nur unterbrochen von hin und wieder nach Insekten springenden Fischen, deren Schuppen silbrig in der Mittagssonne blitzten.
Hoch über den Wassern ragte ein Balkon aus einem schlanken Turm. Den dort Verweilenden böte sich ein wunderbarer Blick über den Fluss und die Viertel Cor d'hais bis an den Rand des großen Waldes, wenn sie sich denn für diese Aussicht interessiert hätten.
Arkan und sein Sohn Feach saßen an einem kleinen Tisch und brüteten über einer Partie Gwyddhel, dem irdischen Schach nicht unähnlich.
Zum besseren Verständnis nennen wir das Spiel kurzerhand Schach. Ein großer Unterschied besteht darin, das beim Gwyddhel die Felder sechseckig und nicht quadratisch sind.
Beide Spieler hatten neben sich eine große Tasse dampfenden Kaffas stehen und einige feine Küchlein rundeten den Nachmittag ab.
Feach griff seinen Kämmerer und zog ihn in Richtung der wartenden Schlachtreihe seines Gegenübers.
Arkan stützte sein Kinn mit der rechten Hand und studierte den Spielverlauf. Gerade wollte er zu einem Gegenzug ansetzen, da öffnete sich die Tür hinter Ihnen und ein Diener in feiner Livree eilte an die Seite des Hügelprinzen.
Er beugte sich zu seinem Herrn und wisperte ihm zu: "Mein Prinz, ein Beobachter hat wichtige Neuigkeiten aus dem Reich der Sterblichen gebracht."
Mit diesen Worten überreichte er Arkan eine versiegelte Schriftrolle.
Arkan brach das Siegel und während er die Nachricht las, verfinsterte sich sein Gesicht.
"Was ist, Vater? Schlechte Nachrichten?" verlangte Feach zu wissen.
"Ein neues Volk ist ans Licht Magiras getreten und hat für Zorn gesorgt. Sie nennen sich selbst die Hexen vom Kreis des Lebens und beanspruchen Dinge für sich, die Unruhe nach Magira bringen.
So hat Henoch, der Herr Clanthons, unter Androhung drakonischer Strafen, ihnen den Zutritt zu seinen Landen untersagt."
"Und," fragte Feach, "was hältst Du davon?"
"Ich stimme ihm zu. In allem, was er an Gründen zu seinem Schritt angeführt hat."
Er schrieb einige Zeilen auf die Rückseite der Schriftrolle und übergab sie an den wartenden Lakaien.
"Bring dies zu Bronwen, der Schreiberin. Sie soll meine Worte in eine lesbare und einprägsame Form bringen und über ganz Magira verteilen. Und lass Henoch einen guten Wein aus dem Weinkeller Albatanors bringen. Einen guten, hörst Du?"
Der Diener nickte und eilte geräuschlos davon.
Feach hob die Tasse, nahm einen Schluck und sah seinen Vater über den Rand des kostbaren Porzellans an.
"Und? Was hast Du geschrieben?"
"Ich habe klargestellt, das wir bis auf weiteres keine der Hexen im Reich der Tuach na Moch zu sehen wünschen und dies auch nachdrücklich durchzusetzen imstande zu tun sind."
Feach grinste wölfisch. "Ich bezweifle eh, das sie sich hier besonders wohl fühlen würden, bezeichnen Sie sich doch selbst als Kinder aus dem Kreis des Lebens..."
"Und?" fragte Arkan, der dann und wann furchtbar naiv sein kann.
"Nun, Väterchen," lächelte Feach, "wie Du weißt, befinden wir uns mit dem ganzen Reich im den Gefilden Mochs, dem Herrn des Todes...."
***
"Hiermit sei Allem, was da lebt und denkt, kundgetan,
das sich die Kinder Mochs von jetzt und immerdar
vor den Hexen des Kreises des Lebens verbergen.
Ihnen sei der Eingang zum Reiche Mochs verwehrt.
Sie werden weder die geheimen Tore erkennen
noch sie zu nutzen wissen.
Dieser Bann soll solange währen,
wie es den Tuach na Moch gefällt.
Sollten die Gebannten nach uns suchen,
so werden ihre Sinne getrübt
und ihre Schritte in die Irre geführt werden.
Und wer die Mocha kennt,
der weiß um die grausamen Scherze, die sie
imstande zu tun sind."
***
Arkan seufzte tief, dann atmete er durch und studierte das Spielbrett.
"Wo waren wir stehen geblieben?" fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
"Deine Hexe steht im Schach." kam die Antwort des Sohnes.
Ende