"Mein Prinz," meldete Brendarn die Wache schneidig, "es gab eine nicht autorisierte Öffnung eines unserer Tore durch zwei Individuen, weiblich und männlich, aus der Welt der Sterblichen."
"Nicht autorisiert…," schmunzelte der Prinz, während er sich von dem Mann zu den Eindringlingen führen ließ.
"Manchmal frage ich mich wirklich wer Dich das Sprechen lehrte. Einer der Unseren kann es nicht gewesen sein."
"Das Leben und meine Erfahrung, mein Prinz," kam die Antwort.
Prüfend sah Arkan ihn aus den Augenwinkeln an. Nicht eine Gesichtsregung der Wache verriet, ob er die Aussage im Scherz oder aber ernst gemeint hatte.
Arkan befürchtete letzteres und in Gedanken machte er sich eine Notiz, einmal dem nachzugehen, wo sich Brendarn in seiner Jugend so herumgetrieben hatte.
Sie erreichten einen kleinen Raum in dem sich zwei Menschen befanden. War es nicht schon merkwürdig genug, das die beiden regungslos, zweier lebensgroßer Puppen gleich, da standen, so wurde der Anblick dadurch noch gekrönt, dass sie völlig durchnässt und sogar mit einigen Wasserpflanzen verziert waren.
Arkan trat zu den Gestalten.
"Jene hier kenne ich," sagte er, indem er auf die schlanke Frau deutete. "es ist Elin van de Wijs. Eine Kapitänin der Frysen."
"Bei den Frysen lautet dieser Rang Kaptijn," warf die Wache ein.
Arkan musterte ihn und aus seinen Augen blitzte der Schalk. "Weißt du, was ich gar nicht leiden mag? Besserwisser…"
Leider konnte er nur ein paar Lidschläge ernst bleiben, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Erleichterung malte sich auf die Züge des Gescholtenen, hatte er doch befürchtet, den Prinzen ernsthaft verärgert zu haben.
"Den hier," sagte er als er zu dem ebenfalls klatschnassen Mann trat, "den hier kenne ich nicht. Der Kleidung nach zu urteilen, ist er ein Greenlander. Na, Elin kann sich ihre Begleitung gern selbst aussuchen. Jedoch nicht," fügte er nachdenklich hinzu, "wenn sie mich aufsuchen möchte."
"Was soll also mit ihnen geschehen?"
"Erst einmal möchte ich wissen, wie sie in diesen Zustand gekommen sind? Warum in Mochs Namen sind sie regungslos und dazu noch nass, wie aus einem schmutzigen Tümpel gefischt?"
"Sie erreichten uns durch das Tor nahe der Ortschaft Glywrren in Tyr Thuatha."
"Hey, warum sagst du nicht gleich, dass es der Grützteich war, den sie nutzten? Dass das alte Ding überhaupt noch Dienst tut."
"Grützteich ist kein Wort welches den Statuten entspricht, my Lord," versetzte die Wache.
Arkan beschloss, nicht weiter auf die gestelzte Ausdrucksweise Brendarns einzugehen. Doch hinter die gedankliche Notiz, einmal in der Vergangenheit des Mannes zu schnüffeln, machte er nun ein tiefrotes Ausrufezeichen.
"Nun, das erklärt ihr feuchtes Auftreten, aber warum sind Sie regungslos?"
"Da uns die Menschen fremd waren und wir nicht wussten, ob eine eventuelle Gefahr von ihnen ausgehen könne, hielt ich es für das Beste, sie in Nichtzeit zu hüllen, bis Ihr, mein Prinz, darüber befunden habt, was mit ihnen geschehen soll."
Innerlich musste Arkan breit grinsen. Zwei einfache Menschen, dazu noch patschnass, eine Gefahr für das Reich des Hügels?
Äußerlich jedoch blickte er Brendarn ernst an.
"Ihr habt recht gehandelt," lobte er die Wache.
"Was soll also weiter geschehen?"
"Nun, Elin ist eine gute Freundin. Und als solche soll sie auch behandelt werden. Reinigt ihre Kleidung, lasst ein Bad für sie herrichten und eine Zofe soll sich um sie kümmern.
Sorgt dafür. dass die Kapitänin," Arkan warf einen kurzen Blick in Richtung Brendarns, dieser hütete sich aber wohlweislich den Prinzen erneut zu korrigieren, "ein standesgemäßes Kleid bekommt, wenn wir uns unterhalten. Ich denke, ein Weinrot, durchwirkt von feinen Goldfäden, würde ihr sehr gut stehen."
"Wie soll mit dem Greenlander verfahren werden?"
"Ich kenne ihn nicht, also schmeißt ihn raus," er hielt kurz inne, "aber er ist in Begleitung Elins. So gebt ihm meinetwegen einen Beutel Gold mit und setzt ihn dann vor die Tür. Egal wo und wann, ihr versteht?"
Auf einen Wink eilten einige Diener herbei und trugen die beiden Menschen hinaus. Elin in wunderschöne Gemächer, den Greenlander einem ungewissen Schicksal entgegen.
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Der Part der sich nun zutrug, kann und sollte zum Verständnis im Nebelhorn nachgelesen werden.***
Arkan hatte es sich vor Elin nicht anmerken lassen, aber er war doch zutiefst besorgt und bestürzt ob des seltsamen Verhaltens seines Halbbruders.
Er hatte viele Fehler, gewiss, aber eine derartige Gier nach Macht, dies war eine neue Seite an Jedder, die Arkan gar nicht gefallen wollte.
Er rief nach seinem zuverlässigsten Agenten.
"Mache meinen Bruder ausfindig, doch gebe dich nicht zu erkennen. Ich will wissen was er vorhat, was ihn bewegt, welche Pläne er verfolgt.
Ach ja, und habt bitte ein Auge auf den Begleiter Elins. Ich will ihr nicht beichten müssen, dass er durch einen Scherz zu Tode gekommen ist.
Diesen Auftrag vergebt an einen Lehrling, der sich noch seine Sporen verdienen muss."
Ein stummes Nicken und der Agent zog sich zurück um seinen Auftrag vorzubereiten und nachzugehen.
Ende