Chat Bidu
wußte, daß es stank. Ja, es stank so sehr, daß sie Mühe hatte ruhig zu atmen und Ruhe in sich aufzunehmen. Es stank nach Intrige, - es stank nach Gemeinheit! Wie sollte ihr Leben jetzt weitergehen? Bilder ihrer Kindheit zogen an ihr vorbei. Bunte Wagen, Musik, ein paar Ziegen, der stolze Besitz ihrer Eltern. Mit 15 Jahren traf sie ihre erste große Liebe, - ein schlacksiger junger Mann, der Stoffe färbte, und dessen Bett immer auf der gleichen Stelle stand, im gleichen Haus, in der gleichen Stadt. Sie lächelte, als ihr einfiel, wie sehr die Seßhaftigkeit einiger Menschen sie damals befremdet hatte. Sie kannte damals schon Magie. Sicherlich nicht so wie heute, aber genug, um andere darauf auf-merksam werden zu lassen, was das Kind so Befremdliches tat. Der Druide, der plötzlich eines Tages auftauchte und mit ihren Eltern sprach, war genauso aufregend für sie gewesen wie alles Neue. Das sollte sich aber schnell legen, als sie in die Lehre gehen sollte. Vielleicht war es die Tatsache, daß ihre Mutter einmal zuviel beteuerte, wie stolz Chat Bidu als Druidenlehrling zu sein hatte. Vielleicht war es aber auch die Angst, die sie in den Augen ihrer Großmutter gesehen hatte.
Viele Monde weinte Chat Bidu sich die Augen aus. Die Schule war streng und die Lehrer unnachgiebig. So erfuhr sie auch, daß die Magie, wie sie sie praktizierte, genauso ungern gesehen wurde wie ihre farbenfrohen Kleider. Gewiß, sie hatte sich in all den folgenden Jahren alle Vorteile des Druidendaseins zunutze gemacht, - aber ansonsten fand sie dieses Leben grau, wie die Farbe ihrer Kutte. Sie war gut. Nicht daß ihr Lektor es ihr jemals gesagt hätte, - aber die Tatsache, daß sie trotz mittlerweile 34 Verweise wegen der von ihr praktizierten Magie immer noch als angesehene Druidin galt, mußte das wohl belegen. Es gab immer wieder Verräter und Spione, die sich einen eigenen Vorteil erhofften, indem man sie ins schlechtere Licht rückte. 32 waren es und nicht 34, - völlig aus der Luft gegriffen, - und bisher schien sich niemand so richtig daran gestört zu haben. Bis...
Ja, bis heute! Wie Balsam sollten ihre Stimmen klingen, aber Chat Bidu hörte den klebrigen Honig! So gut sei sie, daß man sich entschlossen habe, ihre bemer-kenswerten druidischen Fähigkeiten endlich gezielt einzusetzen. Ihre Ohren rauschten ob des vielen und vor allen Dingen einstimmigen Lobes! Und das, wo sie in beinahe 20 Jahren ein "Na ja" und "recht brauchbar" gehört hatte!?!
Oh ja, man mußte kein Druide sein, um zu merken, daß es hier stank.
"Vermittlerin, Botschafterin, Hügelvolk." Hügelvolk? Sprachen sie von den spitzohrigen magischen Wesen? DIE KLAUEN KINDER!! Die sind unberechenbar! Die Lügen sogar!!!
Aber ja, sie sprachen tatsächlich von DEM Hügelvolk. Sie sollte sich gleich auf den Weg machen, um ihren hohen Posten anzunehmen. Nein, die Robe brauchte sie nicht unbedingt. Hatte sie nicht Spaß an farbenfroher Gewandung gehabt? Wie schön, daß dieser Posten ihr die Möglichkeit geben würde, sich an dieser wieder zu erfreuen. Und all die neuen Perspektiven, die sich ihr und ihnen öffnen würden. So wie die Druiden für sie die Perspektiven öffneten, so schlossen sich hinter Chat Bidu die Pforten. Es stank nach Verrat. Irgendwer mußte 35 gepetzt haben, und sie vermutete, daß eine der Perspektiven des Druidenrates einzig und allein die war, sie mit ihrer unerlaubten Magieausübung "dorthin zu jagen", wo sich eh keiner um die Regeln scherte.
Chat Bidus Versetzung ins Hügelreich
Chat Bidu
Britta Durchleuchter