Jethro Cunack saß eines Abends allein im Thronsaal von Cor Dhai. Der harte Alltag des Hügelprinzen hatte ihn erschöpft und vor seinen Augen verschwamm seine Umgebung schon leicht, eine Folgeerscheinung seiner Beschäftigung mit geistigen Getränken. Er hatte sich gemütlich auf seinen Thron geflegelt, als es an der Tür klopfte. Ehe er die magischen Worte »Herein, es ist offen...« gemurmelt hatte, ging die Tür auch schon auf und Feachs Kopf erschien in der Öffnung, seltsamerweise grinste er heute über das ganze Gesicht.
»Mein Prinz, hier ist einer eurer Beamten. Er meint, er hätte da einige klitzekleine Dinge mit euch zu besprechen. Ich werde ihn mal hereinlassen. Guten Abend wünsche ich noch...«
Panik ergriff Jethro, als sein leicht alkoholumnebeltes Gehirn die Worte "Beamter" und "Dinge besprechen" in einen Zusammenhang gebracht hatte. Aber bevor er noch protestieren konnte, war die irgendwie staubig wirkende Gestalt schon unmittelbar vor ihm.
»Hügelprinz Jethro Cunack? Ich habe hier noch einige Dokumente, die sie ausfüllen müssen. Es handelt sich um die Formulare 53453787/7867-14a bis ...78/4562-99d, Amtsantritt des Hügelprinzen ohne vorherigen Tod des Vorgängers sowie die Anlagen für die Vermögenssteuer, Rentenanträge, Krankenversicherungen etc. Außerdem noch das Formular...«
Der Mann konnte leider nicht weiter sprechen, da ihn ein hinterlistig (eher aus purer Verzweiflung) geworfenes Kissen leider mitten im Gesicht traf, wodurch wir nun leider nicht erfahren werden, welches hochinteressante Formular da als nächstes angesagt wurde. Aber damit muß man leider leben. Jethro, der Werfer des Kissens, angelte sich den Stapel Formulare, überflog sie kurz, ergriff die von dem zuvorkommenden (jedoch durch das im Mund steckende Kissen ETWAS lächerlich aussehenden) Beamten bereitgehaltene Feder und füllte sie in Rekordzeit aus. Amtserfahrene Leser sollten spätestens jetzt mißtrauisch werden und nach dem Haken Ausschau halten. Nicht so jedoch der leicht angetrunkene Hügelprinz, der den Stapel arglos wieder zurückgab. Der Beamte - inzwischen hatte er sich des Kissens entledigt - bedankte sich höflich und klatschte in die Hände, worauf die Tür wieder aufging und zwanzig muskulöse Hügelvölkler mit riesigen Papierstapeln in den Händen hineinkamen. Im Hintergrund konnte man die zusammengesunkene Gestalt Feach MacLlyrs sehen, der verzweifelt nach Luft schnappte und mit den Fäusten auf den Boden trommelte.
Langsam aber sicher näherte sich Jethro´s Laune dem absoluten Nullpunkt. Seltsamerweise trug es auch nicht gerade zur Hebung seiner
Laune bei, als der Beamte mit trockener Stimme die neuen Formulare vorstellte, wovon Jethro aber nach dem "Regreßverzicht bei mentalen Schäden" nicht mehr viel mitbekam, da sich bei ihm langsam rote Schlieren vor die Augen senkten. Unbeirrt erklärte der Beamte weiter, worauf es beim ordnungsgemäßen Bearbeiten der Formulare ankäme, ohne auf die ersten Warnzeichen einer Explosion zu achten. Mit jedem Wort gruben sich die Falten tiefer in Jethros Stirn, die jetzt schon einer Kraterwand ähnelte. Irgendwann, er hatte jedes Zeitgefühl kurz nach "Formular 7734278/4711-42x - Zusatzformular zur Rentenversicherung bei männlichen Hügelprinzen mit abweichen Ohrformen (Teil II - Menschlich)" verloren, brannte die allerletzte Sicherung bei ihm durch und Schaum trat zwischen seinen Lippen hervor. Laut aufheulend griff er nach dem nächsten Papierstapel, hob ihn hoch über den Kopf und schrie: »Formulare... Ich kann keine - -piep- - Formulare mehr sehen... Der nächste, der dieses Wort in den Mund nimmt, reiße ich die Rübe vom Hals und stopfe ihm seine Papiere hinein. Und dann reiße ich ihm den - -piep- - auf und versenke den Rest da hinein. Ich beiß ihm die - -piep- - ab, ich... ich... haut ab! Alle! Raus hier, ich will nur noch alleine sein. Wer es wagt, vor morgen mittag hier herein zu kommen, wird eines furchtbaren Todes sterben... nachdem er die nötigen Papiere ausgefüllt hat, versteht sich. Und jetzt ver- -piep - -t euch. RAUS!«
Und Feach, der wie üblich seine Wache versah, hörte bis tief in die Nacht bitteres Weinen...
Und die Moral von der Geschicht´: Traue den Beamten nicht...