Die Hügelgate-Affäre

Kapitel 3: Arkan's Sohn

Wieder einmal befinden wir uns in Cor Dhai, der Stadt des Hügelprinzen - wer auch immer es auch gerade sein mag. Arkan saß, wie üblich um diese Zeit, mit seinen Beratern zusammen, um wichtige Dinge zu besprechen. Die reichlich vorhandenen Weinkrüge dienten - wie ebenfalls üblich - rein dekorativen Zwecken. Der Buchhalter saß, gefesselt und mit seinen eigenen Dokumenten geknebelt, in der Ecke, ebenfalls ein vertrauter Anblick in diesen Tagen. Doch wie stets, wenn eine Geschichte der Thuach na Moch mit diesen oder ähnlichen Worten beginnt, sollte etwas Entscheidendes passieren...
Es klopfte an der Tür und Feach streckte seinen Kopf hinein. Sein breites Grinsen ließ in Arkan ein schon altbekanntes Gefühl von Panik entstehen. 'Vielleicht war es doch ein Fehler...' dachte er gerade noch, als Feach auch schon sein Anliegen vorbrachte.
"Mein Prinz, Jethro ist da..." Mit diesen Worten öffnete er die Tür auch schon weiter und Jethro Cunack, der Halbbruder des Hügelprinzen, betrat den Raum. Sofort verdichtete sich die Panik in Arkan und er wollte instinktiv die Flucht ergreifen, doch wieder einmal war da die Gestalt von Feach, der zufällig im Türrahmen stand und diese somit blockierte. 'Nun gut, dann soll es also wieder einmal sein' seufzte Arkan ergeben und lächelte seinen Bruder freundlich an.
"Mein lieber Bruder, was kann ich denn diesmal für dich tun? Ich habe aber leider nicht viel Zeit, denn ich muß nachher noch auf die Oberwelt. Du weißt ja, die Pflicht ruft..."
Doch diesmal sollte sich diese sonst so erfolgreiche Finte als Fehler erweisen. Jethro setzte eine ernste Miene auf.
"Genau darum geht es, Arkan. Du verbringst zuviel Zeit mit deiner neuen Aufgabe. Dein Volk leidet darunter. So kann es nicht weitergehen." 'Nicht schon wieder, das entwickelt sich ja zur Gewohnheit' durchfuhr es Arkan.
"Nicht so schnell, lieber Bruder. Ich habe ja noch nicht einmal fertig ausgepackt. Wenn du schon wieder so einen miesen Plan ausgeheckt hast, um mir meinen Thron wegzunehmen, dann..." Doch Jethro unterbrach schnell sein Gegenüber.
"Aber nein. Ich habe die Nase erst einmal voll. Es ist zwar relativ leicht, dir deinen Platz streitig zu machen, aber man wird ihn dann so schwer wieder los. Und dann ist da auch noch dein Leibwächter - Egal, das wollte ich aber gar nicht sagen. Wie gesagt, dein Volk leidet und es möchte endlich wieder einen Prinzen, der auch im Hügelreich anzutreffen ist, wenn er gebraucht wird. Deshalb werde ich dich nun absetzen." Dies nun verwirrte Arkan etwas. Jethro wollte den Thron nicht haben, er sollte ihn aber auch nicht haben. Aber es gab da doch diese Legende...
"Jethro, ich kann dir nicht ganz folgen. Seit alter Zeit muß einer aus Arpads Blut auf dem Thron sitzen. Und wenn wir beide es nicht tun, bleibt doch kaum einer übrig. Falls du meine Tochter meinst, die treibt sich irgendwo auf der Oberwelt rum, die würde also aus den selben Gründen wie ich ausfallen. Mir scheint, dein toller Plan ist soeben in die Hose gegangen..."
Siegesgewiß lächelte Arkan seinen Bruder an, doch das Grinsen auf Jethros Gesicht ließ seine Gesichtszüge schnell entgleisen. Was hatte dieser Kerl noch für einen Trumpf im Ärmel?
"Keine Sorge, lieber Bruder, das ist mir alles durchaus bewußt. Und ich habe auch die ideale Lösung für alle. Dein Sohn..."
"Mein was? Ich habe aber doch gar keinen..."
"... dein Sohn wird auf dem Thron sitzen. Aber ich vergaß, du warst ja damals zu betrunken, um noch etwas davon mitzukriegen. Aber ich will mal nicht so sein und die Familie wieder zusammenfügen. Laß mich dir mal deinen Sohn vorstellen..."
Mit diesen Worten machte er eine Geste in Feachs Richtung, der davon sichtlich überrascht war. Langsam drehte er sich um, damit er in den Gang hinter ihm hineinsehen konnte, doch da war niemand. Vorsichtig drehte er sich wieder zu Jethro um, der immer noch die auffordernde Handbewegung machte.
"Arkan, darf ich dir deinen Sohn vorstellen. Feach, begrüße deinen Vater..."
Diese Mitteilung schlug bei den beiden ein wie eine Bombe. Keiner von beiden hatte mit so etwas gerechnet. Doch schließlich beruhigte sich Arkan etwas, ging auf Feach zu und umarmte ihn, was bei dem Größenunterschied nicht ganz einfach war. Doch, an diesem Plan konnte er Gefallen finden. Ein Sohn schuldete schließlich seinem Vater Gehorsam. Er brauchte also nur...
"Feach, mein Sohn, wie ich mich freue. Natürlich verzichte ich für dich auf den Thron. Aber jetzt komm bitte mit, wir haben noch viel zu besprechen..." Doch der Angesprochene schnitt seinem Vater das Wort mit einer Bemerkung ab, die Jethro Lachtränen in die Augen trieb:
"Moment, Arkan. Da du ja mein Vater bist - warum hast du mir nie Taschengeld gegeben?"

 

Die Hügelgate-Affäre - Teil IV
Feach MacLlyr
Bernd Meyer

 

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Stand:30.09.2010